Themen der aktuellen Ausgabe
Element of Crime
Glücksfälle und Katzen
Element of Crime haben auch keine Lösungen – aber ihre Lieder.
von Thomas König
AnnenMayKantereit
Die Schwere wieder abgelegt
AnnenMayKantereit über Erdbeerkuchen ohne doppelten Boden.
von Christian K. L. Fischer
Peter Plate & Ulf Leo Sommer
Liebe, Tod und Popmusik
Peter Plate und Ulf Leo Sommer erfinden „Romeo & Julia“ neu.
von Thomas König
Element of Crime
Glücksfälle
und Katzen
Element of Crime haben auch keine Lösungen –
aber ihre Lieder.
von Thomas König
Auch Element of Crime haben sich verändert: Sie haben in den letzten Jahren einen Wegbegleiter
und Bandmitglied verloren - und einen neuen Partner gewonnen. Doch sonst? Die Band ist
sie selbst geblieben – Gott sei Dank. Denn es gibt keine vergleichbare Musik.
Element of Crime hat es immer schon gegeben; bevor sich die Band vor Jahrzehnten gegründet hatte, hat man diese Musik wohl schon in sich drin gehört. Lässigkeit mit Herz, Wippen mit Schnauze, Unangestrengtheit auf die Spitze getrieben, aber niemals schlampig. Element of Crime ist ein Lebensgefühl, ohne das die Welt weder denk- noch aushaltbar wäre“, sagt die österreichische Bestsellerautorin Eva Menasse über die Band, die immer ganz vorne steht auf der Liste der einflussreichsten, deutschsprachigen Bands. Seit ihrer Gründung 1985 stehen Element of Crime, das Ensemble um den Sänger, Gitarristen, Trompeter, Texter, Romanschreiber und Drehbuchautor Sven Regener für wunderbare, erzählerische Beobachtungen des Alltags und der Menschen. Das alles garniert mit vielseitiger und überraschender Musik. Regeners intelligente Texte sind eine Hommage an die Liebe und das Leben mit all seinen Facetten. Nach fünf Jahren erscheint im April nun endlich ihr neues Album „Morgens um vier“ und SCHALL. traf Sänger Sven Regener und Gitarrist Jakob Ilja zum ausführlichen Gespräch über Katzen, Simmel-Romane und den geplanten Film über die Band.
Wir haben uns vor fünf Jahren das letzte Mal getroffen, damals im Café Einstein. Ihr habt es als erste Künstler nun zum zweiten Mal geschafft, SCHALL.-Titelstory zu werden. Lasst uns deshalb mal den Bogen über das Geschehen der letzten Jahre spannen. Es ist ja eine Menge passiert. Ich würde gern den Anfang mit einem euch persönlich betreffenden Ereignis machen. Euer langjähriger Produzent und Bassist David Young verstarb letztes Jahr. Ihr habt ihn als Kollegen, Freund und Bruder bezeichnet. Wenn man 35 Jahre zusammenarbeitet, entsteht ein sehr familiäres Verhältnis, oder?
Sven: Ja, klar. Deswegen ja auch Bruder. Und er war unser Produzent, mit dem wir fast alle Platten produziert haben. Wenn man mit jemandem 13 Platten macht, dann hat man in der Zeit sehr viel voneinander gelernt. Er kam aus einer ganz anderen Zeit, sozusagen der Ur-Zeit des Rock’n‘Roll. Mir ist bei dieser Platte bewusst geworden, wie viel ich von Dave mitgenommen habe. Manches wollte ich dann gar nicht unbedingt anwenden, weil es mehr Spaß mit ihm zusammen machte. So Streicher, Bläser etc. haben wir diesmal eher ausgeklammert und uns mehr auf uns selber konzentriert, auf die Band an sich.
Jakob: Dave war ja ein Musiker und Produzent, der aus den Sechzigern kam. Er hat mit David Bowie, John Cale und vielen anderen zusammengearbeitet und die Geschichten aus der Zeit waren ein nicht unwesentlicher Teil des Smalltalks und der Witze, die wir uns im Studio erzählten. Englischer Humor ist ja eine spezielle Form der Ironie, ein spezieller Blick auf die Dinge. Wir wollten keine „in memoriam“ Platte machen, aber um ihn zu würdigen, haben wir eine weitere Podcastfolge aufgenommen. Wenn man sich dann darauf vorbereitet und über ihn spricht, erinnert man sich auch an die Sachen, über die man sich gestritten hat und an das, was man alles überhaupt nicht gut fand – um es dann zwei Tage später doch zu machen, weil es dann doch gar nicht so schlecht war, wie zum Beispiel bestimmte Melodieführungen. Ich mache ja auch Film und Podcast – Musik und vieles dafür habe ich von Dave gelernt.
Lesen Sie mehr in SCHALL. Nr. 30 (Frühling 2023).