Themen der aktuellen Ausgabe
Peter Fox
Liebe macht das Unmögliche möglich
Die ausgeschlossene Rückkehr des Peter Fox.
von Thomas Wilhelm
Lea
Die Jugend ist dramatisch
In einem außergewöhnlichen Werk erzählt Lea vom Erwachsenwerden.
von Christian K. L. Fischer
Anna Loos
Druck auf
dem Kessel
Die Reise der Anna Loos.
von Thomas König
Mit ihrem neuen Album „Das Leben ist schön“ nimmt uns Schauspielerin und Sängerin Anna Loos mit auf eine Reise in ihr Innerstes und lässt uns teilhaben an den vielschichtigen Ebenen ihrer Gedanken- und Gefühlswelt. SCHALL. traf
Anna Loos in Berlin zum Interview.
Anna, dein neues Album hat etwas von einem „popmusikalischen Seelenstriptease“.
Okay. Interessant. (lacht)
Gehst du damit konform oder liege ich falsch?
Weiß ich nicht. Ich versuche schon immer, ein ehrliches Ding zu machen, da ich die Texte ja selber schreibe. Für das letzte Album habe ich mir gesagt, ich mache eine Reise durch mein Leben und schaue an welchen Stellen ich dann stoppe. Ich blickte dort genauer hinein. Was gab es an prägenden Ereignissen? Und dann vertiefe mich ins Texten. Bei diesem Album hab ich eher eine Reise durch meine Gefühlswelt gemacht. Habe mich durchleuchtet. Was bin ich für ein Mensch, welche Dinge haben mich bewegt? Warum haben sie mich bewegt? Und wie sehe ich das heute? Jeder Mensch entwickelt sich weiter. Mir ist Entwicklung extrem wichtig, vor allem Eigenentwicklung. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich die anderen Leute gar nicht in der Hand habe und dass ich das auch gar nicht will. Ich habe weder die Macht, jemand anderen zu verändern, noch will ich das. Dieser Umstand war mir nicht immer klar … Ich hatte in meinem Leben auch Momente, in denen ich dachte, ich verändere einfach alles und jeden. Doch dass das nicht geht und gar nicht gut ist, weil es schlussendlich nur ein Rumgezerre aneinander wird, begreift man vielleicht erst mit einem gewissen Alter. Wenn man etwas verändern will, muss man sich selbst verändern und entwickeln. Und das ist das Thema meines Albums.
Die Songs in der finalen Albumreihenfolge wirken wie eine Kurve. Sie fängt an mit „Das Leben ist schön“, dann kommen viele emotionale Momente; Dinge, die dich berühren und bedrücken – und zum Schluss geht es mit „Alles in uns brennt“ aus dem Tief heraus, Hoffnung schöpfend und wieder ganz nach oben.
Finde ich cool. Tatsächlich haben ich und Mic Schroeder, mein langjähriger Freund und Produzent, uns wirklich die Köpfe eingehauen, welcher Song an welche Stelle kommt. Mic war erst dagegen, „Das Leben ist schön“ gleich als ersten Song zu platzieren. Aber mir war es wichtig. Ich bin ein positiver Mensch, ich sehe alles positiv. Das war schon immer so. Auch wenn ich tief verzweifelt bin, denke ich, es gibt einen Weg da raus. Die Sonne geht irgendwann wieder auf. Deshalb habe ich ihm gesagt, wenn man ein paar dunkle Geschichten des Lebens erzählt, muss man einfach diesen Song als positive Botschaft an die erste Stelle stellen. Trauer, Verluste, Enttäuschungen, Niederlagen und dunkle Löcher und all der damit verbundene Schmerz gehören zu unseren Leben dazu. Am Ende haben mich die schwierigsten Momente immer am weitesten gebracht. Zum Beispiel: Wenn ich gemerkt habe, es clasht irgendwas, auch mit Leuten aus meiner Umgebung, habe ich früher immer gesagt, die sind bescheuert, ich hab mich viel zu viel mit den anderen beschäftigt. Heute habe ich gelernt, dass es, wenn was clasht, gut ist, mich zurück zu ziehen und in Ruhe zu überlegen: Okay Anna, wo hast du den Fehler gemacht?, Warum greift dich das so an, was genau spricht das bei dir an? Meistens ist die schlechte Kommunikation ohnehin das größte Problem. Ich habe aufgehört, mit dem Finger auf Leute zu zeigen und zu sagen: Du bist schuld! Und ich habe angefangen die alleinige Verantwortung für mich zu übernehmen. Wichtig war mir, dass ich schwerere emotionale Themen anfassen wollte ohne nur in einem dumpfen, schweren Gefühl stecken zu bleiben. Immer wenn ich ein krasses, emotionales Thema angefasst habe, habe ich versucht, es so darzustellen, dass immer eine positive Komponente der Zuversicht mitschwingt. Es ist das Grundprinzip meines Charakters, ich glaube meine Eltern haben diese Zuversicht durch ihre Liebe in mir fest eingepflanzt.
Lesen Sie mehr in SCHALL. Nr. 31 (Sommer 2023).