Themen der aktuellen Ausgabe
Esther Graf
Was es bedeutet, erwachsen zu werden
Esther Graf feiert ihren schlechtesten Tag.
von Thomas Clausen
Michèl von Wussow
Melancholisch-optimistisch
Michèl von Wussow nimmt dir die Angst.
von Michael Fuchs-Gamböck
Sommermärchenpop
Eine nette Familie
Sommermärchenpop reloaded.
von Gunnar Leue
Zum Erfolg der Fußball-EM daheim will die Deutschpopszene ihren Beitrag leisten. Das Meiste klingt immer gleich, aber es gibt auch einen Außenseiter, der einfach mal sein Ding durchgezogen hat.
Dass im Mai über ein Konzert der Rapperin Nina Chuba auf dem Onlineportal Transfermarkt.de berichtet wurde, erstaunte, denn es ist eine Plattform für Spielertransfers. Gemeint sind Fußballspieler, nicht Gitarrenspieler oder Sängerinnen. Das Portal interessierte sich jedoch für die Musikerin, weil sich der Deutsche Fußballbund vor der Heim-EM etwas ganz Neues ausgedacht hatte: Kader-Nominierungen häppchenweise. Mal hier, mal da, Hauptsache originell, sprich mit der Nachricht dahin gehen, wo auch die jungen Leute sind. Zum Beispiel zu „GZSZ“, wo die Nominierung von Kicker Joshua Kimmich für die Nationalelf verkündet wurde. Oder eben in die Hamburger Sporthalle, wo Nina Chuba von der Bühne ihres Gigs die EM-Nominierung von Florian Wirtz bestätigte und direkt in die Social Media-Kanäle weitergab. Unter dem Jubel ihres Publikums meldete sich der Fußballer per Video-Einspieler. „Ich freue mich über die Nominierung und natürlich schon auf den Sommer“, sprach er und wünschte den Chuba-Fans noch einen schönen Abend. Dann sang die Nina und das Publikum feierte weiter. Coup gelungen, EM kann kommen.
Die Idee dahinter ist klar: Der DFB will die junge Zielgruppe ansprechen und sein Produkt Fußballnationalmannschaft imagemäßig aufpeppen. Das funktioniert am besten zwar mit Leistung und Titeln, aber fürs Erste auch mit lila Trikots, Online-Überraschungseiern – und mit echten Popstars. Mit Speck fängt man Mäuse und mit Popmusik Menschen, die Nina Chuba vergöttern. Fußballgroßturniere sind ja längst Popveranstaltungen im weiteren Sinne und es wäre ein echter Gag gewesen, wenn die DFB-Werbeberater als Referenz an frühere Zeiten alle nominierten Spieler für die aktuelle Nationalelf am Ende gemeinsam noch mal „Fußball ist unser Leben“, den Klassiker von 1974, hätten singen lassen. Aber mit dem Singen haben sie es ja nicht mehr so, die Fußballer.
Trotzdem ist die Europameisterschaft natürlich ein Riesenpopevent. Man merkt es nicht zuletzt an den Fanmeilen, die wieder wie anno 2006 zum Public Viewing und zur großen Fußballparty einladen werden. Damals lieferten die Sportfreunde Stiller den Soundtrack zum WM-Sommermärchen. Im temporären WM-Stadion vorm Berliner Reichstagsgebäude spielten internationale Acts wie die Black Eyed Peas, die eigentlich schon vorher bei der grandiosen Fifa-Gala zur WM-Eröffnung auftreten sollten. Die versprochene Megashow, u. a. auch mit Peter Gabriel und Lang Lang, wurde jedoch aus obskuren Gründen abgesagt. Stattdessen gab es nur eine Mini-Eröffnungsshow im Münchner Stadion, wo Herbert Grönemeyer „Zeit, dass sich was dreht“ sang.
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